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Theater an der Pestalozzi Realschule

Theaterpädagogisches Konzept – Private Pestalozzi Realschule

Das Theater ist so alt wie die Menschheit. Es hat sie in seinen Urformen von Anbeginn begleitet. Die Verwandlung in ein anderes Ich gehört zu den Archetypen menschlicher Äußerungen. Sie reicht von der Jagdpantomime der Eiszeitvölker bis zu den differenzierten Spielkategorien des modernen Theaters.

M. Bertold

Theater erzählt Geschichten, Geschichten aus dem Leben. Dabei kann es nicht nur die Realität abbilden, sondern auch weitere Ebenen mit einbeziehen sowie Wunschbilder entwerfen. Ästhetisch und inhaltlich erhalten Regisseure und Darsteller die Chance, Ausdrucksformen für ihre Welt, die Beziehungen darin sowie die Wirklichkeit überwindende Traumbilder zu gestalten.
Dies bietet nicht nur die Möglichkeit sich mit unterschiedlichen ästhetischen Ansätzen zu beschäftigen, gleichwohl wird das soziale Lernen angeregt. Wie und warum verhalten sich Charaktere in einer bestimmten Art? Was würde passieren, wenn sie sich anders verhalten würden? Und wie bringen sie ihre Gefühle und Gedanken zum Ausdruck, sodass sie verstanden werden? Ob anhand von bereits existierenden Stücken oder selbstentwickelten Szenen, Theater bietet die Beschäftigung mit sozialer Interaktion in ihrer Komplexität an. Verstand, Gefühl und Körperlichkeit sind gleichermaßen angesprochen. So ist es nicht verwunderlich, dass Schulen, die verstärkt gefordert sind, auch die Persönlichkeitsbildung ihrer Schützlinge zu übernehmen, Theater neu für sich entdecken und das Angebot erweitern. Es wurde festgestellt, „dass das Theaterspiel eines der machtvollsten Bildungsmittel ist, die wir haben: ein Mittel, die eigene Person zu überschreiten, ein Mittel der Erkundung von Menschen und Schicksalen und ein Mittel der Gestaltung der so gewonnenen Einsicht. (Hartmut von Hentig: Bildung, München 1996, S. 119). Dabei integriert Theater viele andere Disziplinen: Sprache, Musik, Tanz, bildende Kunst, Medien. Welches andere Schulfach bildet eine ähnliche inhaltliche und kulturelle Komplexität und genuine Interdisziplinarität?

An der Pestalozzi Realschule hat Theater schon immer einen besonderen Stellenwert gehabt. In den letzten Jahren wurden die Angebote erweitert und nehmen mittlerweile einen wichtigen Platz in unserem auf Ganzheitlichkeit (Kopf, Herz, Hand) ausgerichteten Konzept ein. Dabei versuchen wir beiden Aspekten des Theaters, dem ästhetischen und dem sozialen, in gleicher Weise nachzukommen. Zudem werden die Projekte in den Schulablauf integriert und mit den Fächern Deutsch, Musik und Kunst kombiniert.
Wichtig ist uns dabei, dass folgende überfachliche Kompetenzen vermittelt werden:

  • Kreativität
  • Problemlösungsfähigkeit
  • Empathie
  • Teamfähigkeit
  • Selbstvertrauen
  • Respekt
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Verantwortungsbereitschaft
  • Ambiguitätstoleranz

Überblick über die klasseninternen Theaterprojekte:

Klasse 5

1 x wöchentlich 90 Minuten im Ganztagsbereich

Für alle: Pro Halbjahr: ein theaterpädagogischer Tag mit Theaterbesuch und anschließender theaterpädagogischer Nachbereitung
Anknüpfend an die Spielfreude der Kinder, ihren Bewegungsdrang und möglicher Erfahrungen mit dem Theaterspiel aus der Grundschule laden wir sie ein, neue theatrale Erfahrungen zu machen. Spielerich führen wir sie an die Grundlagen von Theater heran - in Improvisation und kleinen Szenen können sie sich ausprobieren, in verschiedene Rollen schlüpfen, eigene Ideen zu einer Geschichte formen, einfache ästhetische Mittel erlernen.
Im Vordergrund steht der Spaß am Spiel.


An den theaterpädagogischen Tagen besuchen wir morgens eine geeignete Schülervorstellung eines Münchner Theaters. Am Nachmittag arbeiten wir anhand der Geschichte und/oder des Themas eigene Szenen dazu und versuchen so das Gesehene noch besser zu verstehen.

Klasse 6

1x wöchentlich 90 Minuten im Ganztagsbereich

Aufbauend auf die Erfahrungen im Vorjahr können die Kinder ihre musikalischen, erzählerischen und darstellerischen Fähigkeiten weiter ausbauen. Mittels Improvisationen und Übungen werden Mimik, Gestik, Stimme, Haltung und Bewegung zur Darstellung von Charakteren vermittelt. Erste dramaturgische Grundlagen werden erarbeitet und in kleinen Szenen mal mit, mal ohne Text ausprobiert. Zudem möchten wir die Fähigkeit der Schüler schärfen, in Gruppen Impulse zu geben und ebenso Impulse anderer aufzunehmen.
Hierzu gehört auch zu lernen, konstruktives Feedback zu geben und damit umgehen zu können. Des Weiteren beschäftigen wir uns mittels theaterpädagogischer Methoden mit sozialen Interaktionen, untersuchen die Wirkung unterschiedlichen Handelns und entwickeln alternative Handlungsweisen. Dabei erhalten die Kinder die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu artikulieren und darzustellen, ihre Handlungskompetenzen zu erweitern und sich selbst in der Interaktion mit anderen zu erleben.

Klasse 7

Die anderen und ich - was im Leben wichtig ist! - 4 Theaterpädagogische Nachmittage über das Jahr verteilt / Theaterpädagogisches Projekt zu Beginn des Schuljahres (Intensivprobewoche zusammen mit der Klassleitung) 
 

Wer bin ich? Wer sind die anderen? In der Übergangsphase vom Kind zum Jugendlichen stellt dies eine zentrale Frage dar. Der Einfluss der Peergroup überschattet die bisher gelernten Werte und Gewohnheiten. Die Schüler versuchen sich im Zusammenspiel mit den anderen neu zu definieren. Dieser Prozess ist von Unsicherheiten und Auseinandersetzungen geprägt. In der theaterpädagogischen Arbeit möchten wir auf diese Entwicklung eingehen und die Schüler mit Handlungskompetenzen stärken. Anhand von selbstentwickelten Szenen erarbeiten wir Möglichkeiten des Selbstausdrucks, die zu Selbstbehauptung und Abgrenzung sowie der Fähigkeit, andere zu respektieren ohne dabei seine eigenen Werte aufgeben zu müssen, befähigen. Ebenso überlegen wir, welche Werte allen wichtig sind und wie sie soziale Interaktionen beeinflussen. Das jeweilige Jahresthema wird in diese Auseinandersetzung nach Möglichkeit integriert.

Klasse 8

Erarbeitung eines Theaterstückes oder szenischen Projekts über zwei bis drei theaterpädagogische Nachmittage, ca. 6 Wochen im Rahmen des Deutsch- Klassenrats und Musikunterrichts sowie einer Woche Intensivproben im Haus der Künste und Endproben.


Im Deutschlehrplan der 8. Klasse ist eine Übung im szenischen Spiel verankert. Dabei beschäftigen wir uns mit der szenischen Interpretation einer literarischen Vorlage (z. B. aus einem Jugendbuch, einem modernen oder klassischen Theaterstück (oder Auszug daraus), eine Erzählung, Ballade) oder erarbeiten selbst ein szenisches Konzept zu einem aktuellen Thema. Die Schüler und Schülerinnen bringen sich in die Konzepterarbeitung mit ein (z. B. auch mithilfe von selbst verfassten Rollenbiografien), Wir nähern uns dem Stück mit Improvisationen und Betrachtungen zu den Figuren, reflektieren die szenische Umsetzung und geben konstruktives Feedback (z. B. Zu Körperhaltung, Gestik, Mimik, Sprache, Wortschatz). Die Schüler und Schülerinnen lernen Empathie, Verantwortungsbereitschaft, Problemlösungs- und Teamfähigkeit. Gleichzeitig erwerben sie Kenntnisse über ästhetische Mittel.


Den Höhepunkt bildet die Aufführung, bei der die Schüler zeigen können, wie sehr sie das Stück zu ihrem eigenen gemacht haben. Im Musikunterricht werden ggf. musikalische Elemente für das Stück erarbeitet. Plakat und Bühnenbild werden ggf. im Kunstunterricht erstellt. Das Projekt wird darüber hinaus mit einer mündlichen Note im Unterrichtsfach Deutsch (szenisches Spiel) bewertet.

AG Theater

AG Theater: freiwilliges Wahlangebot (Ausschreibung am Anfang des Schuljahres)

Klasse 7 - 10: Theater AG (1x wöchentlich 90 Minuten, ggf. 4 Tage Theaterfahrt, 1 Woche Endproben). Ziel ist es am Ende des Schuljahres eine Aufführung eines bereits existierenden Stückes zu realisieren. 

Zusätzlich wählbares einstündiges Wahlpflichtfach Theater in der Klasse 10 sowie bei Parallelklassen auch in den Jahrgangstufen 8 und 9.

Infobroschüre

Jahresbericht 22/23